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Die Blockchain und die Musik-Industrie

Es kommt wieder Bewegung in die Musik-Industrie. Es rumpelt und rumort wie damals zu Napster-Zeiten und die Industrie sowie die Verwertungsgesellschaften haben schon wieder, bzw. immer noch kein Rezept wie die digitale Suppe zu kochen ist. Sie haben beinahe 15 Jahre gebraucht um überhaupt zu akzeptieren, dass digitale Musik existiert und dass sie dadurch nicht mehr exklusiv die Vervielfältigungshoheit haben. Digitale Files kann jeder kopieren und jede Kopie wird zum Original. Der Versuch mit DRM (Digital-Rights-Management) diesem Sachverhalt Einhalt zu gebieten um das alte Vertriebsmodell aufrecht zu halten sind kläglich gescheitert, denn DRM wird weder von den Benutzern noch der Industrie geschätzt, bzw. umgesetzt. Man hat eigentlich nur die zahlende Kundschaft vergrault statt sie dazu zu ermuntern gute Fans zu sein welche ihre Lieblingsmusik und deren Artisten monetär unterstützen.

Dass hier seit mehr als einem Jahrzehnt ein Vakuum existiert wird auch weiterhin ignoriert, während neue Konkurrenten am Laufmeter in die Bresche springen und Download-Shops im Netz wie Pilze spriessen und Streaming-Portale gerade den grossen Boom erleben.  Die Musik-Industrie begreift auch nicht, dass viel mehr Musik produziert und auch gehört wird welche nie in Ihrem Sortiment auftauchen wird. Z.B. ist praktisch die gesammte elektronische Musik-Welt nicht in den Katalogen der Majors und auch den Indie-Labels vertreten. Hier beginnen die tausenden kleine Welten der eigenständigen Labels oder Artisten ganz ohne Label. Ebenso allen Newcomer- und Garagen-Bands (ohne Vertrag) wird zum publizieren und vertreiben von Musik nur Steine in den Weg gelegt. Gefördert werden eigentlich nur noch kurzfristige Kassenschlager (One-Hit-Wonders) mit einer Halbwertszeit von ca. einem Jahr. Mit Musik-Kultur und deren Förderung hat das nicht sehr viel zu tun. Aber sie scheinen es ja besser zu wissen, bis jetzt scheint es sich ja immer noch zu lohnen. Sie scheinen es so auch nicht für nötig zu halten Ihre Vergütungsmodelle der Gegenwart anzupassen, so dass der Content-Lieferant (Artist) nicht nur mit Almosen abgegolten wird. In dieser Hinsicht hat sich z.B. Bandcamp verdient gemacht und schüttet 80-85% an die Künstler aus.

Seit bereits 8 Jahren(!) ist nun die Blockchain-Technologie auf dem Tapet und seit wiederum ca. 2 Jahren gibt es Projekte welche versuchen die Blockchain-Technologie mit der Musik zu verweben um die diversen Probleme welche von der Musik-Industrie seit Dekaden vernachlässigt werden anzugehen. Immer noch scheint die Industrie keinen Cent in neue Ideen zu stecken. Aber dieses Mal könnte sich das Blatt wenden und sie werden nicht mehr die hole Hand machen können, weil z.B. die sogenannte GEMA-Vermutung gar keine Relevanz mehr haben wird. Die Projekte ziehlen nämlich alle darauf, die Musik-Industrie und die Verwertungsgesellschaften komplett aussenvor zu lassen, so ähnlich wie mit Bitcoin ein Zahlungsverkehr ohne Bankinstitute möglich ist. Es entstehen nun Verwertungsketten parallel zum existierenden System aus dem letzten Jahrhundert. Das heisst, die Musik-Industrie kriegt zukünftig auch weniger Content und es wird so auch weniger über ihre Verwerter vergütet. Es wird auch nicht möglich sein über Anwälte mit Abmahnungen zu reagieren, denn woran man keine Rechte hat (weil man sie erst gar nicht abgetreten hat), kann man auch nicht mehr die Abmahnkeule schwingen. Mit den neuen Projekten kommt PEER-TO-PEER zurück, indem die Künstler ihre Geschäfte direkt mit ihren Kunden abwickeln.

Es gibt mittlerweile mehrere funktionierende Audio-Plattformen welche angefangen haben eine eigene Benutzerbasis aufzubauen und man kann gespannt sein, welche das beste Konzept hat um einen Durchbruch zu erreichen. Zurzeit ist es noch ziemlich schwer zu sagen welches Konzept die Nase vorn hat. Aber das Internet hat immer noch anarchistische Züge und eine gute Geschäftsidee kann auch heute noch Millionen (oder Milliarden) von Benutzer anziehen, siehe z.B. Snapchat, Pokemon Go (70 Mio. in einer Woche), Uber, Spotify, usw. Und da man hier gegen Dinosaurier antritt, stehen die Chancen gut, dass sie auch irgendwann aussterben werden.

Zurzeit gibt es bereits mindestens sieben Projekte und noch mehr wenn man auch die bereits Gestrandeten dazuzählt. Ich werde in den nächsten Wochen die verschiedenen Ansätze genauer anschauen, ausprobieren und versuchen die Geschäftsmodelle ein bisschen zu analysieren. Meine Erfahrungen werde ich dann hier wieder publik machen.

Hier mal eine kurze Übersicht was zurzeit existiert. Wer will, kann sich so auch selber ein Bild von der aktuellen Lage machen. Ich denke, interessant ist die Entwicklung auf jeden Fall und sie ist auch wünschenswert. Im Internet-Zeitalter ist man sowieso übergegangen die Promotion in die eigenen Hände zu nehmen, warum also nicht auch gleich noch den Verkauf selber abwickeln??

Audiocoin -> Aurovine
http://www.audiocoin.eu
http://www.aurovine.com
https://cryptocointalk.com/topic/38520-ann-adc-audiocoin-a-digital-currency-for-the-music-industry/

Waves
https://wavesplatform.com/

Muse
http://museblockchain.com

Ujo
http://ujomusic.com/

Kash ganz neu
https://kashcoin.net/

Bittunes
http://bittunes.co.uk/

Peertracks
http://www.peertracks.com/
https://bitshares.org/

Songcoin
http://www.songcoin.org/
https://cryptocointalk.com/topic/17888-songcoin-song-information/?hl=music

Vocal ist scheinbar schon die Luft ausgegangen
https://cryptocointalk.com/topic/21388-ann-vocal-%E2%98%85-public-pod-empowering-artists-and-music-hub-%E2%98%85ico-live/?hl=music